OK – Bierflaschen sind heutzutage zu 95% Pfandflaschen und gehen nach Gebrauch per Pfandsystem wieder zum Abfüller zurück, vielleicht zu einer Brauerei, die eine eigene Flaschen Wasch- und Sortieranlage hat und die Flaschen später wieder befüllt, und das geht tatsächlich über 60 Mal erst dann ist die Flasche „schrottreif“ – das ist also höchst Ökologisch!
Aber wie ist das bei Weinflaschen? Bremen ist zwar Stammsitz von Becks-Bier und neuerdings von Union-Bier und kleineren Brauereien, aber Bremen ist aus Konsumenten-Sicht keine Biertrinker, sondern wirklich eine Weintrinker-Stadt!
Weinflaschen sind in Bremen, im Gegensatz zu vielen Orten in Süddeutschland, nicht über ein Pfandsystem gebunden. Die Ausnahme bilden in der Hansestadt lediglich eine „handvoll“ exquisite Weinläden! Also die genormten teuren Schlegel-Weinflaschen wandern in den Altglascontainer. Schade eigentlich, denn es ginge auch anders; auch bei den sogenannten französischen Weinflaschen oder Bordeauxflaschen, denn die sind auch genormt, die aber seltener sind, laut den Verkaufszahlen!
Flaschen: © Norbert F. J. Tischelmayer
Die gezeigte Schlegelflasche ist DIN-genormt wie auch rechts die franz. Bordeaux-Flasche.
Und weil ich diese These mal nachprüfen wollte, habe ich auf den ersten Recyclinghof in Bremen, damals in der Innsbrucker Straße, ein Forschungsprojekt initiiert, dass sich speziell mit den Inhalten der Bremer Glas-Iglu-Behälter beschäftigte.
Über eine Zufallsquote hatte ich mir von der Bremer Abfall-Entsorgung volle Glas-Iglus aus allen möglichen Bremer Stadtteilen bringen lassen. Diese Iglus wurden auf einem 8x8m großen Tisch vorsichtig entladen, um nicht noch mehr Glasbruch zu produzieren. Wir haben dann (händisch) den jeweiligen Inhalt recherchiert und zwar:
- wieviel Glas und wieviel Fremdstoffe (alte Schuhe, Plastiktüten, Textilien, Speisereste, etc.) waren in einem Iglu,
- wieviel Buntglas im Weissglas-Iglu und wieviedul Weissglas und Buntglas im Buntglas-Iglu
- welche Flaschenformen und Varianten waren besonders häufig und eben auch nicht defekt,
- welche anderen Gefäßvarianten, z.B. Marmeladen- und Gurkengläser waren besonders häufig,
- etc.
Solch eine differenzierte Inhaltsanalyse von Glassammel-Containern lag damals noch nicht mal dem Umweltbundesamt vor! Jetzt habe ich eine Container-Analyse nachgereicht!
Das Fazit unserer umfangreichen Analyse:
- es gibt weniger Glasbruch und Scherben als erwartet. Lediglich dünne Einwegflaschen ginen zu Bruch und natürlich auch andere Flaschen, wenn der Iglu leer oder halbvoll war, weil die „Fallwucht“ dann am höchsten ist. Der deutsche Hersteller der Iglus liefert nach Skandinavien Behälter mit einem Gummi-Prallkegel zusatz-ausgestattet. Der nimmt die größte Fallwucht auf und weniger Glasbruch entsteht.
- Besonters häufig waren in allen Behältern die DIN-Norm Wein-Schlegelflaschen 0,75l und 1l. Die sind besonders stabil und lassen sich auch bis zu 60 mal waschen und wieder-befüllen!
- Häufig sind auch Sektflaschen, die dicker ausgelegt sind, um den hohen Druck (bis über 20 atü) auszuhalten. Aber die Flaschenvarianten sind bei fast jeder Sektmarke anders gestalten und somit kaum sammelbar!
- Häufig waren an Fremdgefäße die Marmeladengläser, u.a. von „Fa. Schwartau“ vorzufinden,
- … und natürlich waren in den Iglus der Bremer-Arbeiter-Stadtteile mehr „Billig-Fusel-Flaschen“, als z.B. in Iglus aus Bremen-Borgfeld und Bremen-Oberneuland. Dort dominierten die Flaschen der Schampus-Marken und der Edel-Schnäpse.
Mit der Uni-Münster haben wir dann ein Verfahren entwickelt, um die Flaschen auf einem Bank aufzurichten und um die Flaschen-Glas-Farbe automatisiert festzustellen indem wir die Reflektion von Laserstrahlen auf Glas ausgelesen haben. Anschließend lief die aufgestellte Flasche durch ein „Induktionsfeld“ und so konnten wir Risse und Glasausbrüche feststellen und diese Flaschen den Scherben zuzuordnen, die weiterhin zur Glashütte gingen.
Vor Vertretern der Bremer Spitzengastronomie habe ich die i.g. Ergebnisse vorgetragen und konnte die Restaurants und Hotels gewinnen nach unseren Kriterien leere DIN-Wein-Schlegelflaschen sortiert zu sammeln, die wir dann regelmäßig mit klein-LKWs entsorgt haben. Nach einigen Monaten war das gesamte Sammelsystem so perfekt geregelt, dass wir mehrmals einen 40t LKW mit gebrauchten Weinflaschen aus unserem Projekt bestückt hatten und an große Flaschenwasch- und Sortierbetriebe betrieben von Winzergenossenschaften im süddeutschen Raum verkauft haben.
Aufgrund dieses Projektes wurden die Bremer Umlandgemeinden um Bereitschaft gebeten, sich einem großen Flaschensammel- und Verwertungsprojekt anzuschließen und mittelfristig eine Flaschen-Wasch und Sortieranlage in Bremens Hafenbereich aufgebaut würde. Nach unseren Untersuchungen wären pro Jahr mindestens 35 Mio. wiederverwertbare Weinflaschen realisierbar geworden.
Der Neupreis/Herstellungspreis einer DIN-Schlegelflasche (1l) kostet heute immernoch ca. 1 Euro; schade wenn man die Wiederverwertung durch die energiereiche Wiedereinschmelzung in der Glashütte ersetzt!
Warum liegen die Untersuchungsergebnisse und Kalkulationen noch in den Bremer-Behörden-Schreibtischen und warum ist noch kein Weinflaschenprojekt gestartet worden? Man munkelt, dass es innerhalb der Bremer Politik Streit um den/die Geschäftsführerposten für ein solches Unternehmen gab!
Welches Glas in den Glascontainer?
In die Altglascontainer kommen ausschließlich restentleerte Glasverpackungen, auf die kein Pfand erhoben wird. Dazu gehören Getränkeflaschen für Wein, Sekt, Spirituosen, Marmelade sowie Glasflaschen für Essig und Speiseöle.
Frage: wohin gehören blaue Flaschen? Antwort: in den Behälter für grünes Glas!
Das darf nicht in den Alt-Glas-Container
Glas ist nicht gleich Glas: Küchenutensilien, wie Trinkgläser, Auflaufformen, Topfdeckel, Geschirr, Porzellan und Keramik gehören nicht in den Altglascontainer. Das gilt auch für Haushaltsgegenstände wie Spiegel, Aschenbecher, Lampen und Leuchtmittel sowie Fensterglas und Autoscheiben.
Wohin sollen diese Glasgegenstände dann entsorgt werden? Kleinere Sachen können Sie in die Restmülltonne werfen. Wenn es sich um größere Mengen handelt, könmnen Sie diese zum Wertstoffhof bringen oder mit dem Sperrmüll entsorgen.